Ausstellungsdauer: 8.11.2012–18.1.2013

Naomi Hennig

George Soros

Öl auf Leinwand, 50 x 70 cm, 2011

Naomi Hennig bezieht sich mit ihrem Porträt von George Soros auf den Terminus "Soros Realism" des serbischen Kunsthistorikers Miško Šuvaković. Gemeint ist damit eine Art ästhetischer Import in die postsowjetischen Länder durch die Soros Kulturzentren: Gefördert wurde vor allem medienbasierte Kunst, die sich mit Identitäten, politischen oder kontextspezifischen Fragestellungen befasste und in den Kanon von Soros' Konzept einer Global Open Society passte, die sich an Karl Poppers Entwürfen einer "offenen Gesellschaft" orientierte. Was sind die Folgewirkungen dieser privaten Förder- und Kulturpolitik von George Soros? Ökonomische und geopolitische Interessen liefen parallel zu seiner Rolle als Akteur und Förderer der Zivilgesellschaft, die er geschickt in den Vordergrund stellte: Er bezeichnete sich selbst als "aktiven Teilnehmer an der Revolution, die das Sowjetsystem hinweggeschwemmt hat". Zur Umsetzung seiner Vorstellungen einer offenen Gesellschaft dienten u.a. kulturelle Förderprogramme und Kulturzentren, um das Gewaltpotenzial der Transformationsprozesse in den postkommunistischen Ländern zu maskieren. Naomi Hennig dreht "Soros Realism" ironisch um und porträtiert Soros im sozialistisch-realistischen Porträt-Stil, angelehnt an die Porträts der sowjetischen Staatsoberhäupter, die man heute vielfach auf Flohmärkten finden kann: ein zukünftiger Ort für den Kapitalismus und die Ikonen seiner Repräsentation?


1979 geboren, lebt und arbeitet in Berlin
www.naomihennig.com